Herrschaft über Tausende von Stühlen

Sonnendurchfluteter Raum propter homines im Festspielhaus Bregenz © Dominic Kummer

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie viele Stühle, Tische und Flipcharts ein Veranstaltungszentrum braucht? Wer diese Frage ganz genau beantworten kann, sind unsere Kollegen aus der Abteilung Veranstaltungstechnik. Sie sind dafür zuständig, dass bei Tagungen, Firmenfeiern und Konzerten für unsere Besucher:innen alles zur rechten Zeit bereitsteht und niemand auf dem Boden sitzt. Dabei sind Koordination und gute Planung der Schlüssel zum Erfolg. Patrick Vogelauer, der seit drei Jahren das Team der Veranstaltungstechnik unterstützt, hat uns von seinem Arbeitsalltag erzählt.

Interview mit Patrick Vogelauer

Seit wann arbeitest du im Festspielhaus Bregenz?

Mein Einstieg war im September 2015, um beim Abbau der Seetribüne zu helfen. Die Arbeit hat mir auf Anhieb gefallen. Daraus wurde eine befristete Anstellung in den Sommermonaten, bis ich schließlich vor drei Jahren fix in der Abteilung Veranstaltungstechnik eingestiegen bin.

Was sind die Hauptaufgaben in eurer Abteilung?

Ich kümmere mich um die Planung und Koordination innerhalb unseres Teams und bin Schnittstelle zu den Projektleiter:innen und damit zu unseren Kund:innen. Gemeinsam mit der Projektleitung prüfen wir vorab die Pläne, insbesondere im Hinblick auf Brandschutz und Sicherheit, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.
Die Hauptaufgabe der Veranstaltungstechnik ist die umfassende Betreuung der Veranstaltungen: vom Aufbau des Mobiliars über die Unterstützung bei technischen Herausforderungen bis hin zur Kontrolle der Sicherheitsmaßnahmen.
Der Abbau nach einem Event gehört selbstverständlich auch dazu, denn alles, was aufgebaut wurde, muss auch wieder abgebaut, gereinigt, verpackt und weggeräumt werden. Wenn das Inventar beschädigt ist, kümmern wir uns auch um notwendige Reparaturen.
In der Sommerzeit, während der Bregenzer Festspiele, sind wir außerdem für die Instandhaltung der Tribüne zuständig.

Wie behältst Du bei all dem Material den Überblick?

Unsere Ausstattung ist über die Jahre stetig gewachsen, ebenso haben sich die räumlichen Gegebenheiten verändert. Das stellt uns vor logistische Herausforderungen – die wir aber bisher bei jeder Veranstaltung routiniert gemeistert haben.

Wie groß ist euer Team?

In der Veranstaltungstechnik sind wir sieben Mitarbeitende. Wenn es darauf ankommt, helfen alle zusammen – auch Kolleg:innen aus Abteilungen der anderen Fachbereiche packen beim Auf- oder Abbau mit an. Und auch der Humor kommt trotz aller Professionalität nicht zu kurz.

Wie gestaltet sich ein typischer Veranstaltungstag?

Jede Veranstaltung ist anders – und genau das macht unseren Job so spannend. Bei einer Messe starten wir zum Beispiel mit den technischen Vorbereitungen und verlegen zuerst den Strom. Dann bauen wir das Standmaterial auf, unterstützen Kund:innen beim Transport des Materials in die entsprechenden Räume. Sicherheit hat dabei immer Priorität: bevor eine Veranstaltung startet, kontrollieren wir die Fluchtwege und stimmen uns mit der Feuerwehr ab.
Unsere Arbeit endet aber nicht mit Veranstaltungsbeginn, denn wir stellen auch den sogenannten technischen Dienst. Dann sind wir Anlaufstelle für jegliche Themen, die nicht direkt mit spezifischen Fragen zu Licht, Ton oder Multimedia zu tun haben: kurzfristige Anforderungen sind ganz normal. 

Wie flexibel könnt ihr auf kurzfristige Änderungen reagieren?

Sehr flexibel – solange wir den Ablauf der Veranstaltung nicht stören. Beim letzten Female Future Festival mussten wir während eines Vortrags kurzfristig 100 Stühle nachrüsten, da dieser besser besucht war, wie erwartet.

Was war für dich bisher das außergewöhnlichste Veranstaltungskonzept?

Da gibt es einige, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind: Ein Corporate Event mit Rummelplatz-Atmosphäre – inklusive Autoscooter im Bühnenhof und „Hau-den-Lukas“ auf der Werkstattbühne. Oder das jährliche „Fest des Kindes“ im Rahmen der Bregenzer Festspiele, während dem die Kinder ihre eigene kleine Sommerproduktion entwickeln. Und auch die Kunstmesse Stage, bei der die Kurator:innen immer wieder neue, ungewöhnliche Ansätze für die Gestaltung der Messe finden, die unsere Kreativität fordern und fördern.
Mit Veranstaltungskonzepten wie diesen bekommen wir immer wieder neue Impulse und Ideen, die wir bei anderen Events mit einbringen können.

Was sind die größten Herausforderungen in der Veranstaltungsabwicklung in eurem Bereich?

Die Balance zwischen rechtlichen Vorgaben und den Vorstellungen der Kund:innen zu halten. In Österreich gibt es klare gesetzliche Regelungen – was im privaten Bereich möglich ist, ist im öffentlichen Raum oft nicht erlaubt. Unsere Aufgabe ist es, Sicherheit und die Wünsche der Planer:innen in Einklang zu bringen.

Welche Rolle spielt das Thema Sicherheit in eurer täglichen Arbeit?

Eine zentrale Rolle. Alle, die hier arbeiten oder eine Veranstaltung besuchen, sollen sich sicher fühlen. Unsere Techniker:innen sind alle ausgebildete Brandschutzbeauftragte. Darüber hinaus finden regelmäßig interne Schulungen statt, um bei gesetzlichen Neuerungen und Sicherheitsaspekten up-to-date zu bleiben.

Was schätzt du persönlich besonders an der Arbeit im Festspielhaus?

Ganz klar: die Kolleg:innen. In einem Haus wie dem unseren zählt Teamarbeit über alles. Jede Herausforderung wird gemeinsam gemeistert. Wir sind kein Industriebetrieb, wir sind ein Veranstaltungszentrum und im Sommer ein Opernhaus. Weil wir uns untereinander unterstützen und kollegial zusammenarbeiten, können wir dieses Service-Niveau im Festspielhaus gewährleisten.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

(UK / 21.5.2025)