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"Business Events sind wie Kraftwerke."

"Sie setzen immens viel Energie frei."

Architekturaufnahme Licht-Schatten-Spiel im Saal propter homines im Festspielhaus Bregenz © Büro Magma, Magdalena Türtscher

Das Team im Festspielhaus Bregenz organisiert Business-Events, die sich von der klassischen Tagung immer mehr weg entwickeln, hin zu echten Begegnungsräumen mit Strahlkraft weit über die Location hinaus. Eine gute Veranstaltung kann auch ein Faktor für Wertschöpfung und wirtschaftliche Entwicklung in der Region sein, meint Ursula Kaufmann aus der Abteilung Marketing & Development. Dafür setzt das gesamte Team nicht nur jede Menge Erfahrung in der Veranstaltungsplanung ein, sondern auch Know-how in der Dramaturgie und eine Sound-, Licht- und Bühnentechnik, die weltweit ihres Gleichen sucht.

Ein Gespräch mit Ursula Kaufmann über das Bregenzer Festspielhaus als besonderer Kraft- und Wirkungsort für Kongresse und Businessveranstaltungen am Bodensee. 

Wie gut vertragen sich Kongress und Kultur?

So gut, dass sie sich ein Haus miteinander teilen und viel voneinander profitieren. Auch wenn es eine gewisse Verwechselungsgefahr gibt. Vordergründig werden wir als Kulturstätte gesehen, was grundsätzlich richtig ist, das Haus wurde nun mal für die Bregenzer Festspiele gebaut und unsere Arbeit profitiert sehr stark davon. Und doch sind wir der andere Teil des Hauses: Kongress- und Veranstaltungsstätte, Ort für Begegnungen aller Art. Uns ist aber klar, dass man das Haus stark mit dem Festspielbetrieb verbindet. Landläufig sagt man auch bei einem Kongress: Wir gehen ins Festspielhaus. Dass im Haus zwei Unternehmen wirken, spielt für viele keine so große Rolle. Für uns allerdings schon. 

Warum ist die Unterscheidung wichtig?

Weil es zwei Unternehmen mit unterschiedlichem Schwerpunkt sind, die sich eine Location teilen. Wir sind das Unternehmen, das Kongresse und Veranstaltungen im Festspielhaus realisiert und vermieten und gestalten dafür die Räume des Festspielhauses. Das machen wir von Ende August bis Juni, ab da an sind die Bregenzer Festspiele die Hauptmieter. Wir arbeiten eng zusammen und profitieren voneinander.

Wie genau?

Für uns ist einer der großen Vorteile, dass wir unter dem Jahr Veranstaltungen machen können, in die das dramaturgische Know-How der Festspiele einfließt. Auch unsere technische Ausstattung ist vor allem deshalb außergewöhnlich, weil es für die Inszenierung am See brillante Qualität braucht. Das alles haben wir unter dem Jahr zur Verfügung, um großartige und wirkungsvolle Veranstaltungen zu realisieren. Auch der kreative Input, den wir von den Bregenzer Festspielen bekommen, hat einen Einfluss auf uns. Die Festspiele haben den Vorteil, dass durch den Ganzjahresbetrieb die Technik und Infrastruktur in Top-Zustand gehalten wird. Und während der Festspielzeit profitieren die Festspiele von unserem professionellen Know-How in der Veranstaltungsorganisation. Für beide Seiten also sehr befruchtend. 

Wie geht’s der Veranstaltungsbranche? Man hat das Gefühl, die Menschen treffen sich wieder gerne.

Im letzten Jahrzehnt hat sich die Eventbranche verändert - man hat gemerkt, wie wichtig Veranstaltungen grundsätzlich sind, für Unternehmen, Verbände und Institutionen. Weil man Menschen zusammenbringt und gute Begegnungen schafft, die nachwirken. Die mira (Meeting Industry Report Austria) zeigt: Die Vor-Corona Zahlen sind wieder erreicht und das merken wir auch bei der Nachfrage. Aber: die Veranstaltungen wandeln sich. Beeindruckende Architektur und einzigartige Lage sind längst nicht mehr alles. Die Menschen brauchen und wollen etwas anderes. So entstehen neue Veranstaltungsformate, auf die sich auch die jungen Menschen einlassen. Stichwort Festivalisierung. Nur ein berühmter Key Note Speaker oder die Möglichkeit, sich zu vernetzen reichen nicht mehr. Man möchte einen wirklich guten Grund haben, eine Veranstaltung zu besuchen. Und Teilnehmende wählen bewusster aus, wohin sie gehen. Die Grundstimmung in der Branche ist jedenfalls gut, würde ich sagen.

Was braucht ein Ort, um zum Kongressort zu werden?

Es braucht erstmal die Basics: Ein gutes offenes Umfeld, also Menschen, die eine positive Haltung zur Veranstaltung und ihrem Zweck haben und bereit sind, ihre Rolle gut einzubringen. Also eine zugewandte Haltung derer, die die Veranstaltung hosten. Sie müssen verstehen, worum es geht, wie man gute Begegnungen schaffen kann und auch Freude daran haben. Hardware ist Voraussetzung. Aber diese Softskills sind entscheidend, bei der Veranstaltungsplanung rund um die Location, den Ort und die Region. Man muss das größer denken. Es ist ja nicht nur das Haus. Es gehört alles dazu.

"Ein guter Veranstaltungsort erzeugt eine emotionale und wirtschaftliche Wechselwirkung mit der ganzen Region."

Ursula Kaufmann
Marketing & Development
Drohnenaufnahme des Festspielhauses Bregenz inmitten grüner Bäume, im Hintergrund der Bodensee © KoenigsFreunde
© KoenigsFreunde

Kommt es auch vor, dass die Stadt als Teil der Veranstaltungen eingebunden wird? 

Definitiv. Stadt und Region prägen wesentlich die Erwartungshaltung und Assoziationen. Bei einem Business Meeting in Bregenz zum Beispiel denken Teilnehmende an die Global Player im Rheintal. Also an den Wirtschaftsstandort. Und Veranstaltende überlegen sich, wen kann ich hier wie vernetzen, was kann ich abseits der Location noch bieten? Grundsätzlich muss man Veranstaltungen einfach größer denken und auch andere Orte in der Stadt einbinden. Warum nicht eine weitere Stadt wie Lindau, das wir per Schiff mit dem Festspielhaus verbinden. Hier können wir grenzenlos denken. Und wir machen das auch: Als Mitglied des micelab:bodensee tauschen wir uns über die Grenze hinweg mit Kolleg:innen aus und arbeiten gemeinsam daran, die Branche nachhaltig weiterzuentwickeln. Und wir unterstützen uns auch bei der Durchführung von Veranstaltungen. Das kann ganz profan sein, in dem wir uns gegenseitig Mobiliar ausleihen, was durchaus öfter passiert. Aber auch das Teilen von Expertise und die kollegiale Fallberatung zu verschiedenen Veranstaltungsformaten sind Teil der gewinnbringenden Zusammenarbeit. Die Nachfrage nach Veranstaltungen rund um den Bodensee ist groß, hier nehmen wir uns definitiv nichts weg, vielmehr stärken wir gemeinsam die Bodenseeregion als Veranstaltungsort.

Haben Sie einen Wunsch an die Stadt Bregenz?

Die Stadt unterstützt uns in vielen Bereichen. Woran wir noch arbeiten, ist die bessere Sichtbarkeit der Veranstaltungen in der Stadt. Wir möchten, dass die Menschen in Bregenz wissen, was bei uns im Festspielhaus gerade passiert. Teilnehmende kommen ja aus der ganzen Welt und es wäre schön, bei den Bregenzer:innen ein Bewusstsein zu entwickeln, welchen Mehrwert das bringt. Auch, um den Kongressgästen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.


Text: Simon Bleil / Ursula Kaufmann 
11.11.2025